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Leo Lionni: Das kleine Blau und das kleine Gelb
Titel: Das kleine Blau und das kleine Gelb
Autor: Lionni, Leo
Illustrator: Lionni, Leo
Übersetzung aus dem Englischen: Strohbach, Günter
Deutsche Erstausgabe: Hamburg: Oetinger,
1962.
Altersklasse: 2+
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Titelbild der dt. Ausgabe von 2007 |
Rezension von Antje Nickel
Leo Lionni erzählt die Geschichte von einem Kind, welches
das kleine Blau genannt wird. Eines Tages geht die Mutter
vom kleinen Blau einkaufen und bittet das Kind, im Haus zu bleiben
und auf sie zu warten. Kaum ist aber die Mutter aus dem Haus, schleicht
das kleine Blau verstohlen hinaus, um seinen besten Freund das
kleine Gelb zu besuchen. Das Haus des kleinen Gelb, welches
gegenüber vom Haus der Blauen Familie stand, ist jedoch leer.
Und so läuft das kleine Blau durch die ganze Stadt und trifft
an einer Straßenecke auf das kleine Gelb. Beide freuen sich
so sehr über das Wiedersehen, dass sie sich herzlich umarmen
und zu einer grünen Farbe vermischen. Sie spielen noch den
ganzen Nachmittag zusammen. Als sie schließen müde werden
und, grün wie Gras, zu Hause ankommen, erkennen die Eltern
sie nicht mehr. Die beiden fangen so bitterlich an zu weinen, dass
sie sich wieder in ihre Grundfarben blau und gelb teilen. Die Freude
bei den Eltern ist so groß, dass sich alle in die Arme fallen
und dabei wieder ein grüner Fleck entsteht. Als die Eltern
nun begreifen, was geschehen ist, laufen sie zum Haus der Gelben
Familie, alle umarmen sich und sind wieder froh...
Leo Lionni ist es mit diesem Bilderbuch gelungen, das Thema Freundschaft
in einfacher Form bildlich darzustellen. Er schafft es, aus wenigen
Papierstücken ein Bilderbuch und eine Geschichte zu basteln.
Das Haus der Familien Blau und Gelb ist ein großes braunes
Papierstück, das die Erde und damit die Basis der Familie symbolisiert.
Auf diesem Papierstück sind jeweils drei weitere Papierstücke,
ein großes längliches, ein rundes, und ein kleineres
rundes abgebildet. Die vollkommen abstrakten Darstellungen lassen
dem Kind die Möglichkeit, selbst das Geschlecht der Figuren
zu bestimmen. Das Kind lernt aufgrund der farblichen Gestaltung,
dass sich die Farbe blau und die Farbe gelb zu grün vermischen.
Wenn man Kindern dieses Bilderbuch zeigt, stellt keines von ihnen
die Frage, wer denn Mutter oder Vater auf dem Bild ist. Die einzige
Zuordnung erfährt der Betrachter auf der ersten Seite, als
das Kind, das kleine Blau, zu sehen ist. Der Betrachter bestimmt
intuitiv die Rolle des Geschlechts.
Lionni stellt über die Illustration die Gesetzmäßigkeit
der Natur dar, überlässt jedoch die Bestimmung des Geschlechts
und somit der sozialen Rolle dem Betrachter.
Ein Beispiel für Bilderbuchillustration, das sich hervorragend
dafür eignet, Vorurteile abzubauen sowie den Aufbau solcher
zu verhindern.
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