Thierry Lenain und Stéphane Pouline: Kein
Kuss für Tante Marotte!
Titel: Kein Kuss für Tante Marotte!
Autor: Lenain, Thierry
Illustrator: Pouline, Stéphane
Übersetzung aus dem Französischen: Kolodziejcok,
Michaela
Deutsche Erstausgabe: Berlin und München:
Altberliner, 2000.
Altersklasse: 6+
|
Titelbild der dt. Erstausgabe |
Rezension von Antje Nickel
Ein Mädchen lernt von einer Frau in der Schule, dass der eigene
Körper nur einem selbst gehört und niemand, wirklich niemand
ihn anfassen darf. Daraufhin beschließt das Mädchen nie
mehr Tante Marotte zu küssen. Als sie das nächste Mal
Tante Marotte mit ihren Eltern besucht und aufgefordert wird die
Tante zu küssen, weigert sie sich, worauf die Tante und die
Mutter empört reagieren. Auf dem Weg nach Hause lässt
die Mutter ihrer Wut freien Lauf und beschwert sich über das
schreckliche Benehmen ihrer Tochter, denn mit so einem Benehmen
werden sie das Haus der Tante bestimmt nicht erben.
Erst als der Vater fragt, ob er denn nun auch die Füße
der Tante küssen müsse denkt die Mutter über ihr
Verhalten nach. Schließlich sieht sie ein, dass ihr Tochter
Recht hat. Von nun an muss das Mädchen die Tante nicht mehr
besuchen und wen sie küsst und wer sie küssen darf, das
bestimmt das Mädchen nun selbst.
T. Lenain schreibt aus der Perspektive des Lesers. Somit identifiziert
sich der Leser sofort mit diesem Mädchen und ihm wird darüber
die Selbstbestimmung, das Recht nein zu sagen sehr gut vermittelt.
Da es sich hier um ein illustriertes Mädchen handelt stellt
sich die Frage, ob dieses
Buch nur für Mädchen gilt?
Die Illustrationsweise ist teilweise sehr grob und überzogen
und stellt somit den schrecklichen Charakter der reichen Tante gut
dar. Die Mimik der Mutter mit den stark hochgezogenen Augenbrauen
stellt die Wut und den Ehrgeiz der Mutter da, denn diese denkt ausschließlich
an das zu erbende Haus und nicht an die leidende Tochter. Diese
glaubt nämlich, dass die Tante sie mit ihren Küssen umbringen
will, was mit der Illustration auch gut dargestellt wird.
Fazit: Ein Buch, das Mädchen aufklärt, über den
eigenen Körper selbst zu bestimmen und das Recht, "Nein!"
zu sagen.
|