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Edith Schreiber-Wicke und Carola Holland: Zwei Papas für Tango

Titel: Zwei Papas für Tango
Autorin: Schreiber-Wicke, Edith
Illustrator: Holland, Carola

Deutsche Erstausgabe: Stuttgart und Wien: Thienemann, 2006.

Altersklasse: 3+

Edith Schreiber-Wicke und Carola Holland: Zwei Papas für Tango
Titelbild der dt. Erstausgabe

Rezension von Torsten Kühler

Die beiden Piguin-Jungs Roy und Silo, die im New Yorker Central Park Zoo leben, sind beste Freunde. Von Ei an sozusagen. Sie brauchen einander und machen Alles zusammen, sogar ein Nest bauen sie zusammen, aber können zwei Pinguin-Männer ein Kind kriegen? Wer soll denn dann das Ei legen?

Als ein Pinguin-Ei von seinen Eltern im Stich gelassen wird, schieben die Tierpfleger es den beiden Pinguin-Männern unter. Und bald darauf sind die beiden stolze Väter des kleinen Pinguin-Mädchens Tango.

Die von Edith Schreiber-Wicke erzählte Geschichte basiert auf einer wahren Begebenheit, und wenn man Presseberichten glauben kann, avancierten die beiden New Yorker Pinguin-Jungs innerhalb kurzer Zeit zu Ikonen der Schwulenbewegung. In Amerika verfassten Peter Parnell and Justin Richardson ein ähnliches Buch unter dem Titel "And Tango Makes Three". Das Interesse an den realen Pinguinen ließ erst nach, als Silo Ende 2005 eine Liason mit der Pinguin-Dame Scrappy anfing.

Carola Holland illustriert diese Geschichte auf beinahe klassische Art mit einfachen Bildern, die lustig und voller Bewegung sind. Die Geschichte ist spannend erzählt und vermeidet die Vermenschlichung der Pinguine. Die Illustrationen dagegen spielen bewusst mit der Vermenschlichung der Tiere: Sie zeigen Gefühle, gehen Angeln oder umarmen sich.

Ich habe das Buch einigen Kindern vorgelesen, Lara (6 Jahre alt) fand das Buch in einem Stapel neuer Bücher zum Vorlesen:

Lara: Ich möchte das Buch mit den Pinguin-Eltern [hören].
ich: Das sind aber zwei Papas.
Lara: Okay. Ich sag dazu trotzdem Eltern.

Nach dem Vorlesen stellte ich ihr noch einige Fragen:

ich: Was sagst Du zu der Geschichte?
Lara: Schön.
ich: Und warum ist sie schön.
Lara: Weil die da ja ein Ei reingelegt haben.
ich: Aber das waren doch zwei Papas.
Lara: Aber trotzdem wars schön.
ich: Glaubst Du, dass die Geschichte wahr ist.
Lara: Ja. das glaube ich.
ich: Können auch zwei Pinguin-Mamas ein Baby kriegen?
Lara: Ja, wenn eine Ei legt und die andere das ausbrütet. Geht doch.

Jannis (8 Jahre alt) habe ich das Buch wohl eher aufgeschwatzt:

ich: Das ist eine wahre Geschichte von zwei Pinguin-Papas, die ein Kind kriegen wollen, kannst Du Dir das vorstellen?
Jannis: Mmh. Ja.

Nach dem Vorlesen habe ich versucht, auch ihn auszufragen:

ich: Zwei Männer kriegen ein Kind, kannst Du Dir das vorstellen?
Jannis: Nee.
ich: Aber in der Geschichte ist es passiert.
Jannis: Eigentlich ist es komisch, wenn zwei Männer ein Kind kriegen. Irgendwie komisch.
ich: "Komisch gut" oder "komisch schlecht"?
Jannis: Komisch gut.
ich: Was hat Dir an der Geschichte am besten gefallen?
Jannis: Mal überlegen. Am besten haben mir die vielen Bilder, wo sie spielen, wo sie klein waren [gefallen].
ich: Kennst Du jemanden der zwei Papas oder zwei Mamas hat?
Jannis: Weiß ich nicht.

Die Gespräche waren von mir nicht vorbereitet und hätten sicher sachlicher und pädagogischer geführt werden können, andererseits wollte ich mich völlig unverkrampft einem Thema nähern, von dem ich keine Ahnung habe. Was bringt mich als heterosexueller Mann überhaupt dazu, ein Buch über schwule Pinguine vorzulesen? Die Geschichte an sich, denn sie ist spannend und warmherzig erzählt. Und im Gegensatz zu vielen anderen (Kinder-)Büchern zum Thema Homosexualität fühle ich mich als (Vor-)Leser nicht ausgeschlossen, es gibt keinen erhobenen pädagogischen oder sozialen Zeigfinger, der einem die Geschichte aufdrängt. Stattdessen ist diese Partnerschaft so selbstverständlich erzählt, dass die Verwunderung und Ängste der Tierpfleger, die dem Trennungsversuch der beiden Pinguine vorausgehen, bei mir als Leser auf Unverständnis stießen.

Das Buch ist meiner Einschätzung nach auch für kleine Kinder geeignet.

 

 

1. Juli 2009
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