www.gender-kinderbuch.de

 

 

Zum Abschluss unserer Arbeit an dieser Webseite haben wir uns mit fünf Fragen auseinandergesetzt, die uns helfen sollten, unsere Arbeit und das Thema als solches zu reflektieren.

Frage 1:

Können Kinderbücher einen Beitrag für eine genderbewusste Arbeit leisten?

 

Anja Friedrich Ja. Ich denke, dass Kinderbücher mit Genderbezug einen Beitrag / eine Hilfe zur pädagogischen Arbeit leisten können und ein Bewusstsein und Interesse für bestimmte Themen wecken können.
 
Jakob Held Ja, Kinderbücher können einen Beitrag leisten. Den Kindern wird mit jedem Buch, welches von ihnen rezipiert wird, eine eigene kleine Welt angeboten. Hier können sie in phantasievoller Art und Weise Rollen und Verhaltensweisen entdecken und sich sozusagen in ihnen ausprobieren. Je nach Ausgestaltung und Vorliebe des Kindes kann es über diesen Weg eine mehr oder weniger stark ausgeprägte Identifikation mit den Charakteren einer Geschichte eingehen. Geschichten können somit also Vorbildfunktion annehmen, deswegen sind deren Aussagekraft und Anliegen wichtige Bewertungskriterien. Zusätzlich ist zu beachten, dass aus kindlicher Perspektive eine für Kinder gemachte Geschichte als "wahr" aufgefasst werden kann, da sie ja von einem Erwachsenen für ein Kind gemacht wurde. Dieses Bewusstsein haben Kinder bereits in einem frühen Alter.
 
Stefanie Heise Ja, denn ein Kinderbuch ist ein guter Ausgangspunkt für Gespräche über Themen, die sonst nicht so einfachen Zugang bieten. Dadurch wird das Thema handfester und bildlicher für Kinder.
 
Cassy Kloppe Ja, Kinderbücher können einen entscheidenden Beitrag für genderbewusste Erziehungsarbeit leisten. Welchen Einfluß Kinderbücher auf die Eigen- und Weltkonstruktion auf Kinder ausüben, muss ich nicht nocheinmal erklären. Die Vorraussetzung, dass diese Lektüre den Kindern gerecht präsentiert wird, hängt zum größten Teil von den Ansichten und Einstellungen der Pädagogen ab.
 
Antje Nickel Ja, Kinderbücher sind ein wichtiges Medium für Kinder. Über Bilderbücher lernen sie die Symbolik und Sprache der Dinge kennen. Sobald dass Kind immer mehr Konzentration für das Vorgelesene bekommt und dann selbst lesen kann, den Buchstaben versteht, nimmt die Illustration, das Bild immer weniger Raum im Buch ein. Kinder erschließen sich auch über Bücher die Welt. Gerade in Büchern, in denen es speziell um die soziale Rolle geht, fangen Kinder an, sich mit den Figuren und Themen dieser zu identifizieren, sich abzugrenzen, und auch trösten zu lassen.
 
Torsten Kühler

Wenn ich das nicht vorausgesetzt hätte, hätte ich das Projekt nicht angestoßen: Ja, ein bewusster Umgang mit Kinderbüchern ist eine wichtige Methode in der pädagogischen Arbeit. Ich muss mich jedoch vorher mit dem Buch beschäftigen und mir bewusst machen, was davon mit meinen Ansichten und Erfahrungen übereinstimmt und was nicht. Ich muss mich klar positionieren.

Die Auswahl von Büchern obliegt den Eltern bzw. Pädagogen und damit verbunden ist aus meiner Sicht eine Sorgfaltspflicht, denn das Vorlesen unbekannter Bücher kann zu Überraschungen führen: Nicht jedes Buch passt zu mir oder den Kindern, denen ich es vorlese.

Der gendersensible Umgang um Kinderbüchern setzt voraus, dass ich mir als Mann die Fragen stelle, was ist in dem Buch für mich weiblich und was ist in dem Buch für mich männlich. Um obiges zu wiederholen und auszubauen: Ich muss mich klar positionieren, das gilt für mein Geschlecht genauso, wie für das der ZuhörerInnen. Darüber hinaus muss ich die Geschichte und geschlechtstypischen Fragestellungen interpretieren können. Ob es Sinn macht eine Geschichte vorzulesen, die bei mir nur Fragen hinterlässt, halte ich nämlich für sehr fraglich.

Außerdem muss ich mir bewusst sein, wie paradox es ist, ein Bilderbuch vorzulesen. Das Bilderbuch ist eine besondere Form des Kinderbuchs. Die genaue Klassifizierung ist abhängig vom gesellschaftlichen Kontext. Früher galt die Bezeichnung für alle Bücher mit Illustrationen, heute sind damit Bücher mit einem sehr hohen Bildanteil und in der Regel nicht mehr als 48 Seiten gemeint. Bild und Text können parallel, kontrapunktisch oder eigenständig verlaufen, sie bilden jedoch immer eine Einheit. Und genau diese Einheit gilt es zu erhalten, wenn ich Kindern das Medium nahebringe. Jedes Kind legt dabei ein unterschiedliches Gewicht auf Bilder oder Text, ich muss mich an den Bedürfnissen der Kinder orientieren und nicht an den meinigen. Das gilt für die Art und Weise, wie ich mit dem Buch arbeite ebenso wie für die Auswahl.

 

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1. Juli 2009
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